ELLWANGEN-RÖHLINGEN (db)- Am Montag, 22. Oktober fand in Röhlingen im Narrenstall der Mühlbachhalle ein Vortrag zur Siedlungsgeschichte von Röhlingen statt. Professor Doktor Immo Eberl referierte anschaulich gut eine Stunde und stellte sich dann einer angeregten Diskussion.
Für das Jahr 2014 hat Röhlingen eine 1250-Jahr-Feier geplant. Nachdem nun verschiedene Gemeinden darauf hingewiesen worden waren, dass deren Daten falsch wären, wollten es die Röhlinger genauer wissen. Nach der Erwähnung in dem ältesten erhaltenen Urbar (einer Art Grundbuch mit Eintragung der Abgaben als Steuern) der Stadt Ellwangen im Jahr 1337 ist Röhlingen also mindestens 675 Jahre alt. Prof. Dr. Eberl konnte in seinem Vortrag allerdings ein weitaus höheres Alter aufzeigen. Ältere Aufzeichnungen sind leider vielfach verschwunden, weil aus alten Bibliotheken teilweise Schriftstücke für neues Papier verwendet wurden. Dies geschah leider auch in der Neuzeit (etwa um 1960).
Die Gemeinde Röhlingen, wie sie 1972/1973 bei der Eingemeindung in die Stadt Ellwangen bestand, enthält viele Teilorte.
Die Siedlungsgeschichte von Röhlingen und seinen Teilorten spiegelt auch die Siedlungsgeschichte dieser Zeit wieder.
Hier in Röhlingen waren vermutlich schon in keltischer Zeit Siedler vorhanden, von denen bisher aber keine Spuren gefunden wurden. Hinweise auf diese Siedler finden sich nur in überlieferten Flussnamen, die keltischen Ursprungs sind (hier z.B. die Sechta). Zur Zeit der Römer war Röhlingen Grenzgebiet und siedlungsmäßig eine sogenannter Leerraum (es sind keine Siedlungsspuren gefunden worden).
Laut Eberl deuten die Endungen der Ortschaften Röhl-ingen und Kill-ingen auf einen alamannischen Ursprung hin. Archäologische Funde (alte Totenbäume) lassen den ältesten Ortskern von Röhlingen, der sich im Bereich der Kirche befindet, etwa ins 5.-7. Jahrhundert datieren. Genaue Aufzeichnungen aus dieser Zeit fehlen. Gesichert ist, dass Röhlingen schon zur Zeit der Gründung von Ellwangen bestanden hatte. In der „Vita Hariolfi“ wird erwähnt, dass Röhlingen dem neugegründeten Kloster Ellwangen geschenkt wurde. Die Gründung Ellwangens wird auf das Jahr 764 n.Chr datiert. Eberl konnte also die Röhlinger beruhigen, dass das Datum mit der 1250Jahr-Feier im Jahr 2014 gesichert sei, dies war die erste schriftliche Erwähnung von Röhlingen. Vermutlich wurde „Röhlingen“ als Siedlung eines „Rohilo“ im 7. oder 8. Jahrhundert gergründet. Der zweite Kern von Röhlingen befindet sich im Bereich der Dietersbacher Kapelle, er wird etwa ins 8.-10- Jahrhundert datiert. Der dritte Ortskern von Röhlingen befindet sich in Huften (kommt von Haufen), der ins 12. Jahrhundert datiert wird. Der vierte Ortskern von Röhlingen ist neueren Datums und befindet sich im Bereich des alten Rathauses.
Eberl datierte nach den Funden und den Namen die Orte Killingen und Röhlingen in die Zeit der Alamannen.
Killingen wird 1148-1150 als mittelalterliche Siedlung erwähnt. Damals gab es eine eigenständige Pfarrkirche, es wurden Gräber gefunden. Heute ist in Killingen „nur“ noch eine Kapelle.
Prof. Dr. Eberl vermutete, anhand er Heiligen, dass eventuell die Killinger Kirche etwas älter sein könnte als die Röhlinger Kirche, weil der Schutzpatron von Killingen (St. Martin) etwas früher modern war, als der von Röhlingen (St. Peter und Paul). Allerdings sagte er sehr deutlich, dass dies nur eine Vermutung von ihm sei und dies nicht nachweisbar wäre.
Die Herren von Röhlingen waren Ministerialien aus Ellwangen, die Röhlingen zur Pacht erhalten hatten. Sie waren identisch oder eng verwandt mit den Herren vom Hornsberg (Killingen), da sie das selbe Wappen führten.
Röhlingen selbst hatte früher lange Jahre immer um die 500 Einwohner (1824 ca. 500 Einwohner, 1909 482 Einwohner).
Haisterhofen und Neunheim wird vom Namen her oft vermutet, dass sie im frühen Mittelalter gegründet worden wären. Neunheim wird im 11./12. Jahrhundert als Gründung vermutet, die Kirche kam mit 1278 n.Chr. erst später, der Name wurde einfach an die mittelalterliche Zeit angeglichen. Haisterhofen ist vermutlich gleich alt wie Neunheim. Hier wird eine Rodungssiedlung vermutet („Haister“ heißt „junge Buche“). Beide Ortschaften hatten eine sehr wechselvolle Geschichte, wobei sie letztendlich wieder zurück beim Ellwanger Kloster landeten.
Erpfental hat eine Burgstall, ist vermutlich im 12. Jahrhundert entstanden, wofür auch die Kirche sprechen würde.
Neunstadt ist vermutlich wie Neunheim entstanden, ein sogenannter „Wurstl“, ein Burgstall ist nachweisbar, aber die zugehörige adlige Familie ist nicht mehr nachweisbar.
Die anderen Teilorte von Röhlingen wie Dettenroden, Elberschwenden, Rötlen, Steigberg und die Höfe wie Wagnershof, Hüttsfeldhof, Schafhof und Süßhof datierte er in die Zeit der weiteren Expansion des Klosters Ellwangen im 11. und 12. Jahrhundert. Diese Orte wurden erst 1337 im Urbar erstmals schriftlich erwähnt. In manchen dieser Ortschaften gab es sogar eine kleine Burg. Diese kleinen Dörfer und Gehöfte wurden den Panzerreitern, die als Ministerialien im Niederadel aufgingen, als Lehen gegeben. Die adligen Familien und Burgen sind nicht mehr bei allen Ortschaften nachweisbar.
Rötlen wurde nach Rot oder Rott, dem Namen des Flüsschens, benannt, als Rötlen selbst tauchte die Ortschaft erst im 15. Jahrhundert auf. Die Kirche St. Katharina wird auf das 12. Jahrhundert datiert, womit die Ortschaft sich wieder in der Zeit der anderen befindet.
Interessant ist auch die wechselvollen Geschichte der Lehensherren. Durch Heirat und Erbfolge änderte sich ständig die Zuständigkeit, aber im 14. und 15. Jahrhundert waren alle Teilortschaften wieder beim Kloster Ellwangen. Alle diese Teilorte und Höfe (davon gab es noch einige mehr, manche davon sind inzwischen verschwunden) sind nach 1800 in der Gemeinde Röhlingen zusammengefaßt worden. 1972/1973 sind sie im Zuge der Eingemeindung nach Ellwangen gekommen.
Laut Eberl könnte der Ort Röhlingen, der 764 n.Chr. das erste Mal erwähnt wurde, etwa 120-150 Jahre älter sein, genau läßt sich das allerdings nicht bestimmen. Eventuell wäre eine genaue Bestimmung durch eine weitreichende archäologische Untersuchung der Fundstücke bei der Kirche (der Totenbäume) möglich, aber diese wurde bisher nicht gemacht.
Laut Prof. Dr. Eberl wohnten in Röhlingen nur Alamannen. Durch das nahe Grenzgebiet zu Franken gab es in späterer Zeit eine Vermischung, die Völker wuchsen zusammen.
Die erwähnten Burgen, so sagte Eberl, waren sehr klein. Deren Größe läßt sich mit der Größe eines heutigen kleinen Hauses vergleichen.